Kardio-MRT
Was ist ein Herz-MRT/Kardio MRT?
Mittels der modernen MRT-Technik mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung ist es möglich, das Herz in Schnittbildern sowohl bewegungsfrei darzustellen, als auch bewegte Bilder des schlagenden Herzens anzufertigen. Somit ermöglicht uns die MRT, Aussagen zur Anatomie, zur Funktion und zu krankhaften Veränderungen der Herzstrukturen zu machen.
Im Gegensatz zur Herzkatheteruntersuchung, der Computertomographie oder der Szintigraphie gelingt durch die MRT eine Darstellung des Herzens ohne Strahlenbelastung bei hohem Gewebekontrast. Der Vorteil gegenüber der Echokardiografie des Herzens besteht in der Unabhängigkeit der Bildqualität vom Untersucher und von körperlichen Faktoren des Patienten (Größe, Brustumfang, Lungenvolumen, etc.).
Bei welchen Fragestellungen ist die Herz-MRT sinnvoll?
Mit der Kardio-MRT können sowohl Fragen zur Anatomie des Herzens, zur funktionellen Beurteilung der Herzkammern und Herzklappen als auch zu Erkrankungen des Herzmuskels beantwortet werden. Dabei können sowohl Aussagen zu alten abgelaufenen Infarkten, zu entzündlichen Veränderungen des Herzmuskels oder Herzbeutels, zu (selteneren) tumorösen Veränderungen als auch zu strukturellen Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) getroffen werden. Durch eine Stress-MRT des Herzens lassen sich belastungsabhängige Durchblutungsstörungen des Herzmuskels nicht invasiv nachweisen und ist daher eine Alternative zu einer Herzkatheteruntersuchung. Hierfür wird über 4 Minuten ein Medikament (Adenosin) über eine Armvene verabreicht, welches die Herzleistung kurzfristig und gut steuerbar erhöht.
Zusammengefasst besteht bei folgenden Erkrankungen/Verdachtsdiagnosen eine Indikation zur MRT:
- Entzündung des Herzmuskels oder Herzbeutels (Myokarditis, Perikarditis)
- Herzklappenfehler
- Angeborene Herzfehler
- Koronare Herzerkrankung: Nachweis und Größe eines Herzinfarktes (Myokardnarbe), belastungsinduzierte Minderdurchblutung des Herzmuskels (Stress-MRT)
- Unterschiedliche Formen einer Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie[KM]): hypertrophe KM, dilatative KM, arrhythmogene rechtsventrikuläre KM (ARVC), metabolische KM, M. Fabry, Amyloidose….
- Herztumoren/Raumforderungen, Thrombus im Herzen
- Erkrankung der Aorta oder der zentralen Lungenarterien
Was muss vor der Untersuchung beachtet werden?
Vor jeder MRT-Untersuchung müssen alle metallischen Gegenstände abgelegt werden (Uhren, Kreditkarten, Schmuck, Hörgeräte, Brille). Verzichten Sie, soweit möglich, auf Kleidungsstücke mit viel Metallaccessoires (Knöpfe, Reisverschlüsse, Bügel-BH). Für die Herz-Untersuchung muss vor der Untersuchung der Oberkörper frei gemacht werden zur Platzierung der EKG-Elektroden.
Falls bei Ihnen eine bekannte Kontrastmittel-Unverträglichkeit besteht, informieren Sie vorab das Personal (MTRA oder Ärzte). Eine Unverträglichkeit gegen Röntgenkontrastmittel (jodhaltiges Kontrastmittel) stellt keine Kontraindikation für eine Kontrastmittelgabe am MRT (Gadolinium-haltiges Kontrastmittel) dar.
Falls eine Stress-Herz-MRT bei Ihnen durchgeführt werden soll, gibt es Nahrungsmittel und Medikamente, die 24 Stunden vor der Untersuchung nicht eingenommen werden dürfen, da diese das Ergebnis verfälschen. Das beinhaltet:
- Keinen Kaffee, Tee, Kakao, Energydrink, Cola
- Keine Schokolade, Fruchtgummi, Banane
- Keinen Betablocker (z.B. Metoprolol, Beloc, Carvedilol, Bisoprolol..)
- Keine Medikamente mit Nitrat (Nitrolingual, Molsidomin, ISDN, Corvaton)
- Keine Medikamente mit Theophyllin
Ablauf der Herz-MRT
Die Untersuchung des Herzens dauert bei einem Standardprotokoll durchschnittlich 45 Minuten. Bei einer Stress-Untersuchung des Herzens beträgt die Untersuchungsdauer ca. 50-60 Minuten, v.a. wegen des erhöhten Zeitaufwandes der Patientenüberwachung während der nur 4-minütigen „Stress-Phase“.
Der Patient liegt auf dem Rücken auf dem Untersuchungstisch. Vor Untersuchungsbeginn werden EKG-Elektroden am Brustkorb angelegt um bewegungsfreie Bilder des schlagenden Herzens aufnehmen zu können. Zusätzlich wird eine schmale, sehr leichte sog. Spule auf den Brustkorb gelegt, um die Bildqualität zu optimieren. Falls für die Fragestellung eine intravenöse Kontrastmittelgabe notwendig ist, wird eine Venenverweilkanüle an einem Arm angelegt. Da jede MRT-Untersuchung mit einer erhöhten Lärmbelastung einhergeht, erhält jeder Patient Kopfhörer. Über diese kann das Personal mit den Patienten auch während der Untersuchung Kontakt aufnehmen. Zusätzlich bekommt der Patient eine Notfall-Klingel in die Hand. Anschließend wird der Patient in das Gerät gefahren und die Untersuchung wird gestartet.
Patienten, die unter einer Angst vor der Enge der Untersuchungsröhre (Klaustrophobie) leiden, können nach vorheriger Absprache ein Beruhigungsmittel erhalten. Diese Patienten müssen allerdings im Vorfeld die Mitarbeiter darüber informieren und dürfen nur in Begleitung zu der Untersuchung erscheinen.
Um keine Atembewegungsartefakte zu akquirieren, werden die einzelnen Bildsequenzen während mehrerer Atemstopps aufgenommen. Hierfür erhält der Patient wiederholt Atemkommandos mit Luft-Anhalte-Phasen von 10-15 Sekunden.
Bei einer Standard-Herz-MRT erhält der Patient gegen Mitte der Untersuchung intravenös eine geringe Menge Kontrastmittel verabreicht. Das Kontrastmittel bei der MRT ist generell sehr gut verträglich und führt durchschnittlich noch seltener zu (allergischen) Nebenwirkungen als jodhaltiges Kontrastmittel bei der Computertomographie oder dem Herzkatheter. Die meisten Patienten merken von der Kontrastmittelgabe nichts oder allenfalls ein kühles Fließgefühl im Arm während der Injektion.
Stress-Perfusions-MRT des Herzens
Bei einer notwendigen Stress-Untersuchung der Herzens zur Abklärung einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels (koronare Herzerkrankung [KHK]) erfolgt eine erweiterte Patienten-Vorbereitung: Für eine Überwachung der Vitalfunktionen des Patienten während der medikamentösen Stress-Sequenz wird vor der Untersuchung zusätzlich zum EKG ein Blutdruckmessgerät und ein Pulsoximeter zur Ableitung der Pulsfrequenz und der Sauerstoffsättigung des Blutes angelegt. Während der Injektion des Stress-Medikamentes (Adenosin) ist immer ein Arzt vor Ort am Gerät anwesend, welcher die Vitalparameter überprüft und mit dem Patienten im Gesprächskontakt steht. Während der 4 Minuten der Stress-Injektion wird eine künstliche körperliche Belastung dem Herzen des Patienten vorgetäuscht, so dass es zu einer Erhöhung des Herzschlages und einer höheren Atemfrequenz kommt (wie ein Dauerlauf auf einer Stelle). Einige Patienten empfinden während dieser Zeit ein gewisses Druckgefühl in der Brust oder ein Druck- oder Hitzegefühl im Kopf. Das ist normal und nicht gefährlich. Selten sind weitere Symptome wie deutliche Blutdruckänderungen, Schwindel, Luftnot oder Herzrhythmusstörungen möglich. In den ersten 2 Minuten der Stressphase liegt der Patient außerhalb der Röhre und kann direkt mit dem am Gerät stehenden Arzt über etwaige körperliche Empfindungen sprechen. Während der weiteren 2 Minuten findet die eigentliche Messung mit einer zusätzlichen Kontrastmittel-Gabe im Gerät statt. Unmittelbar nach der Stress-Untersuchung wird der Patient wieder aus dem Gerät herausgefahren und die Vitalparameter erneut überprüft. Nach Beendigung der Adenosin-Injektion klingen auf Grund der sehr kurzen Wirkdauer des Medikamentes die Symptome innerhalb weniger Minuten wieder vollständig ab. Anschließend wird die MRT-Untersuchung mit den weiteren Standard-Herz-Sequenzen weitergeführt.

Herzinfarkt

Normal
Welche Patienten dürfen keine Herz-MRT-Untersuchung erhalten?
Generell dürfen keine Patienten mittels MRT untersucht werden, die ein implantiertes Schrittmachersystem besitzen (Herzschrittmacher, implantierter Defibrillator, Hirnschrittmacher, Neurostimulator) oder andere elektronische Implantate (Insulinpumpe etc.). Schwangere dürfen weder Kontrastmittel noch Adenosin erhalten und dürfen somit in der Regel auch keine Standard-Herz-MRT oder Stress-MRT bekommen. Patienten mit künstlichen Herzklappen und schweren Herzrhythmusstörungen sind auf Grund der zu erwartenden Artefakte in der Regel nicht geeignet für ein Herz-MRT.
Patienten mit einer bekannten Unverträglichkeit gegen das MR-Kontrastmittel (Gadolinium) können nur native Sequenzen erhalten, sodass keine Aussage hinsichtlich entzündlicher oder ischämischer Veränderungen möglich ist. Gleiches gilt für Patienten mit einer bekannten Einschränkung der Nierenfunktion und Dialysepatienten.
Für eine Stress-MRT des Herzens gibt es weitere Ausschlusskriterien/Kontraindikationen:
- Eine bekannte chronisch-obstruktive Lungenerkrankung: COPD, chron. Bronchitis, Asthma
- Generell niedriger Blutdruck: systolisch unter 90 mm HG
- Schwere Herzrhythmusstörungen: AV-Block, Sick-Sinus-Syndrom
- Schwere Aortenklappenstenose
- Schwere Herzinsuffizienz
- Frischer Herzinfarkt (weniger als 1 Woche her), instabile Angina pectoris
- Bekannte Hauptstammstenose
- Laufende Dipyridamol-Therapie oder Methylxanthin-Einnahme
- Nach Lebertransplantation
Nach der Herz-Untersuchung
Nach der Untersuchung ist keine weitere Überwachung der Patienten notwendig, so dass die Patienten nach Erhalt der Untersuchungsunterlagen (CD) die Praxis verlassen können.
Die Auswertung der Untersuchung erfolgt durch in der kardialen Bildgebung geschulte und versierte radiologische Fachärzte (Q-Zertifikat der Deutschen Röntgengesellschaft für Herzbildgebung) auf entsprechend hohem fachlichen Niveau. Der schriftliche Befund wird zeitnah dem zuweisenden ärztlichen Kollegen zugesandt. Ein persönliches, ärztliches, vorläufiges Befundgespräch vor Ort ist auf Anfrage möglich.